Das Projekt ‘Lübecker Stadtmütter’ besteht seit 2013 und ermöglicht seitdem Frauen mit und ohne Migrationshintergrund Wissen zu erlangen, ihre Rechte kennenzulernen, Partizipation zu erleben und sich sicher und selbstbewusst in ihrer Stadt zu fühlen.
Die Fortbildung zur ‘Lübecker Stadtmutter’ vermittelt Themen aus den Kernbereichen der Gesellschaft, wie zum Beispiel sozialpolitische Landschaft, Bildungs- und Gesundheitssystem, Gewaltprävention und vieles mehr. Sie bereitet die Frauen auf ihre einjährige Praxisphase sowie Behördenzusammenarbeit vor. In dieser Zeit helfen die Stadtmütter neu hinzugezogenen sowie benachteiligten Familien dabei, verschiedene Einrichtungen aufzusuchen, um rechtliche oder weitere Belastungen zu minimieren. Die Unterstützung kann auch eine Aufklärung zu einem bestimmten Thema sein oder ein Austausch über die Problematiken beim Ankommen in einer neuen Kultur.
Die Stadtmütter tragen das erworbene Wissen und ihre positiven interkulturellen Erfahrungen in die gesamte Stadt und erreichen oft Familien, die unerreichbar erscheinen.
Welche Tragweite das Projekt für die Frauen in der Stadt hat, verdeutlicht das Beispiel einer aktiven Stadtmutter, die inzwischen in mehreren Funktionen agiert: als Dolmetscherin, als Kultur- und Sprachmittlerin, Kontaktperson für die armenische Community in Lübeck, als Mutter von vier Kindern und Flüchtlingshelferassistentin. Kristine lebte in einem Flüchtlingsheim und litt sehr unter den damaligen Wohnbedingungen. Als eine Hebamme sie gemeinsam mit einer Stadtmutter für die Nachsorge aufgesucht hat, konnte sie in ihrer Muttersprache das Problem schildern und wurde ermutigt, dies an die Sozialarbeiterin weiterzuleiten. Es folgte ein Austausch, Empowerment und ein Ende der Isolation. Diese Haltung begeisterte Kristine so sehr, dass sie beschlossen hat, ebenfalls eine Stadtmutter zu werden.